Parlamentarischer Staatssekretär Christian Kühn zu Besuch bei puren in Obermarchtal

Christian Kühn informiert sich über Werkstoffkreislauf von PU-Hartschaum

Gemeinsam mit dem Industrieverband Polyurethan-Hartschaum (IVPU) haben wir vor Kurzem Christian Kühn (Bündnis 90 / Grüne), Mitglied des Bundestages und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, an unserem Standort in Obermarchtal begrüßt. Bei einem Werksrundgang konnte sich Herr Kühn gemeinsam mit Tobias Schellenberger, IVPU-Geschäftsführer und Dr. Andreas Huther, Geschäftsführer puren, über ein Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft informieren: Die Fertigung der purenit Funktionswerkstoffe und dem damit verbundenen, nachhaltigen Werkstoffkreislauf. Aus PU-Hartschaum-Materialresten, welche z.B. bei der Produktion, der industriellen Weiterverarbeitung sowie beim Zuschnitt von Dämmplatten auf Baustellen anfallen, werden hier holzwerkstoff-ähnliche, feuchtebeständige purenit Platten hergestellt, die in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt werden: Von Elementen für Nass- und Feuchträumen, Profile und Leisten für Fassaden, über Flachdachdetails, Montageelemente für Fenster und Terrassentüren bis hin zum Fahrzeug-, Schiffs- und Möbelbau und vielem mehr.

Gruppenfoto beim Werksrundgang: Tobias Schellenberger, Christian Kühn, Andreas Huther
Von links: Tobias Schellenberger, IVPU-Geschäftsführer, Christian Kühn, MdB und parlamentarischer Staatssekretär, Andreas Huther, puren Geschäftsführer. Foto: IVPU / puren

Auch die regionale Presse war beim Termin vertreten. Hier der Bericht aus der Schwäbischen Zeitung (Ausgabe Ehingen) vom 14. Dezember 2023:

Der mühsame Weg zur Nachhaltigkeit
Die Firma Puren recycelt in Obermarchtal Dämmstoffe und kämpft mit gesetzlichen Hürden

Von Reiner Schick
OBERMARCHTAL - PU-Schaumstoff – Häuslebauern dürfte diese Bezeichnung geläufig sein, bei der die Abkürzung PU für Polyurethan steht. Die Firma Puren aus  Überlingen stellt diesen Dämmstoff her, bislang auch in Obermarchtal. Dort spezialisiert man sich mittlerweile aber auf die Wiederverwertung von PU-Reststoffen – und  stößt auf manche gesetzliche Hürde. Das kritisierte das Unternehmen bei einem Besuch des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesumweltministerium, Christian Kühn (Grüne) aus dem Wahlkreis Tübingen, und machte auf die Notwendigkeit von flexibel einsetzbarem Kunststoff-Dämmmaterial und eine nachhaltige Kreislauf-wirtschaft aufmerksam.
ICE-Türen, Fenster, Möbel, Dächer, Hausfassaden, Aufbauten von DHL-Fahrzeugen – das ist nur ein kleiner Auszug aus den vielseitigen Einsatzgebieten der Dämmstoffe, die von der Firma Puren produziert werden. Dazu diente über viele Jahre hinweg auch der Standort in Obermarchtal. In den Räumen des früheren Holzwerks Endele stellte man aus PU-Reststoffen den holzähnlichen Funktionsdämmstoff Purenit her. „Dieser kann auch verarbeitet und verwendet werden wie Holz, hat aber entscheidende Vorteile“, erklärte Geschäftsführer Andreas Huther: „PU hat bessere Wärmedämmungseigenschaften, absolut feuchtigkeitsbeständig und verrottet nicht. Man kann es jahrelang in Wasser tauchen, ohne dass sich die Struktur verändert. Es quillt nicht auf. Und es ist auch als Befestigungselement verwendbar, ohne dass Kältebrücken entstehen.“ Darüber hinaus stehe auch eine schwer entflammbare Variante von Purenit zur Verfügung.
Nicht von ungefähr gebe es einen wachsenden Markt für PU-Dämmstoffe, sagte Huther: „Die Nachfrage zieht an. Viele Wohnungsbaugesellschaften setzen auf PU, weil sie damit die Fassaden schlanker machen und Wohnfläche gewinnen können.“ Tobias Schellenberger, Geschäftsführer des Industrieverbands Polyurethan-Hartschaum (IVPU), bestätigte die Entwicklung. „Früher war es ein Nischendämmstoff, heute ist PU viel etablierter“, sagt er und spricht von einem etwa zehnprozentigen Anteil am Gesamtmarkt. „Vor zehn Jahren war es noch die Hälfte.“ Und das Ende soll noch nicht erreicht sein. „Aktuell werden weniger Gebäude energetisch saniert, als es notwendig wäre“, sagte Schellenberger. Ginge es im jetzigen Tempo weiter, „würde man 100 Jahre brauchen, um unsere Klimaziele zu erreichen“. Um schneller voran zu kommen, könne man nicht nur auf nachwachsende Rohstoffe bauen. „Wir brauchen alle Materialien“, meinte der Chef des PU-Industrieverbands. Dabei lautet ein Zauberwort: Recycling.
Und da kommt wieder das Puren-Werk in Obermarchtal ins Spiel. Nachdem die Produktionshallen des Vorgängers Endele im Jahr 2005 bei einem Großbrand vernichtet wurden, setzte Puren beim Wiederaufbau auf eine neue Strategie. „Damals hat das Unternehmen schon gesagt, die Kreislaufwirtschaft wird so wichtig, dass wir hier in Obermarchtal mit der eigenen industriellen Wiederverwertung von PU-Materialresten beginnen“, berichtete Dr. Andreas Huther. Die Reste, die etwa bei der Herstellung oder beim Zuschnitt der Dämmstoffkörper anfallen – sei es am Produktionsstandort oder auf der Baustelle – werden in komprimierter Brikettform nach Obermarchtal geliefert und dort über unterschiedliche Bearbeitungswege zu Purenit oder PU-Hartschaum weiterverarbeitet. Selbst die bei diesem Prozess anfallenden Reste werden wieder dem Produktionskreislauf zugeführt.
„So ein Werk gibt es in ganz Europa nicht noch einmal“, unterstrich Schellenberger die Sonderstellung Obermarchtals. Im 24-Stunden-Dreischichtbetrieb wird recycelt, was das Zeug hält.„In der Hauptsaison auch am Wochenende“, ergänzte Huther. Die Produktionskapazitäten wurden in den vergangenen 15 Jahren stetig erweitert und die Anlagen modernisiert. Seit 2021 können die angelieferten PU-Reststoffe in großen Bunkern gelagert und sortiert werden. Zuletzt wurden eine dritte Maschinenhalle, in der derzeit eine weitere Fertigungsanlage in Betrieb genommen wird, und ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Dieses soll zum Jahreswechsel bezogen werden.„Der Standort Obermarchtal hat sich als sehr gut erwiesen“, sagte der Geschäftsführer. Rund 70 Mitarbeitende sorgen dafür, dass PU-Wertstoffe aus weiten Teilen Europas in Obermarchtal verarbeitet und an die Kunden versandt werden. „Wenn die neue Produktionslinie im Vollbetrieb ist, werden wir hier bis zu 100 Beschäftigte haben“, sagte Martin Munding, Betriebsleiter des Obermarchtaler Werks. Aktuell komme etwa ein Drittel aus der eigenen Gemeinde, die übrigen aus einem Umkreis von etwa 60 Kilometer. Nächster Schritt der Recycling-Strategie soll dann die Verwertung von PU-Material aus dem Rückbau von Gebäuden sein. Allerdings wird dieses Material rechtlich als Abfall gewertet und die Nutzung unterliegt daher hohen gesetzlichen Hürden. Das sei zwar durchaus sinnvoll, weil damit vermieden werden soll, dass Schadstoffe erneut in Umlauf gelangen, meinte Andreas Huther. Allerdings basierten die gesetzlichen Bestimmungen auf einem veralteten technischen Stand. 
„Wir sind heute technisch so weit, dass wir sauber trennen und sammeln können“, erklärte Huther. Puren habe hierzu in Berlin ein Pilotprojekt gestartet. Um die Genehmigung zu bekommen, war unter anderem ein Gutachten notwendig, dessen Erstellung mithilfe einer darauf spezialisierten Kanzlei alleine schon ein Jahr gedauert habe.
Auch wenn es sich letztlich um ein europäisches Thema handle: Vom Besuch des Grünen-Bundestagsabgeordneten Christian Kühn erhofft sich das Unternehmen einen positiven Einfluss auf eine mögliche Gesetzesnovelle. „Wir wünschen uns flexiblere Möglichkeiten, den Wertstoff-Kreislauf zu schließen und somit noch nachhaltiger zu produzieren“, sagte der Geschäftsführer. Der parlamentarische Staatssekretär von Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeigte sich beim Rundgang jedenfalls angetan von seinen Einblicken ins Obermarchtaler Werk. Er versprach, seine Erkenntnisse in die parlamentarischen Diskussion einzubringen und bot ein Vorab-Gespräch mit Vertretern von Puren und des IVPU an.

 

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